Plötz Bräu 2
Bachstr. 10
82380 Peißenberg
Zufahrt über Ludwigstr. 20
Josef Plötz (1884-1959) Bierbrauer aus Abensberg kam in seinen Wanderjahren bis nach Neapel
und war Brauer in mehreren Schweizer Betrieben. Nachdem er aus dem 1. Weltkrieg gesund zurückkam, suchte er für seine junge Familie eine eigene Brauerei. Nach einem kurzen Wiederanfang in der Schweiz
wechselte er nach Lindenberg, dem Geburtsort seiner Frau Therese. Auch dort fand er sich ebenso nicht zurecht wie später in Schongau.
Dort erreichte ihn ein viel versprechendes Angebot aus Peißenberg. Das interessierte ihn, denn dort blühte der Bergbau.Der große Durst der Kumpels mag es gewesen sein, der 1920 Josef Plötz nach Peißenberg gelockt hat, wo gerade die 1904 gegründete Höck’sche Weißbierbrauerei zum Verkauf stand. „Brauerei und Gasthaus von Josef Plötz“ nannte er nun das Anwesen. Sein gutes Gespür hat sich als richtig erwiesen, denn das Bräustüberl war immer gern besucht von Bergleuten, die sich vor der Schicht mit einem frischen Weizen stärkten und denen, die schwarz wie sie aus der Grube kamen den Durst beim Plötz löschten und erst wenn der letzte Staub hinuntergespült war, heim gingen zum Waschen. Das Badehaus im Bergwerk gab es damals noch nicht. Gelegentlich tranken Sie den Bräu buchstäblich trocken, so daß das Lokal für ein paar Tage geschlossen blieb, bis der nächste Sud fertig war. Dies beschrieb Therese Plötz in einem Brief an ihre Eltern nach Lindenberg. Pro Sud konnte man damals gerade 600 Ltr. ausschlagen. Deshalb wurde in den nächsten Jahren zweimal erweitert bis im Winter 1928/1929 die Kapazität von 3000 Ltr. je Sud für die weitere Expansion zur Verfügung stand. Durch den wachsenden Bergbau kamen immer mehr Bergleute auch aus weiteren Regionen nach Peißenberg. Der dadurch entstandenen Nachfrage nach untergärigen Bieren wurde ab Frühjahr 1928 zuerst mit Bayrischem Dunkel und dann im Herbst 1931 auch mit Hellem Bier, genannt „Peißenberger Gold“, Rechnung getragen. Bereits Mitte der 30er Jahre widmete sich Josef Plötz dann immer mehr seiner großen Passion, der Jagd. Seine rührige Frau Therese und die Töchter Elise und Maria, zusammen mit tüchtigen Brauern, Bierfahrern und Mitarbeitern erweiterten den Bierabsatz von der eigenen Gaststätte über Peißenberg hinaus in den Landkreis und die Nachbarlandkreise. Der zweite Weltkrieg unterbrach den weiteren Aufstieg. Nach 1945 mußte die Brauerei sogar schließen weil Braumalz und Hopfen nicht mehr zu bekommen waren. Das Bier für die treue Stammkundschaft mußte man von auswärts holen. Nach 1948 lief es dann langsam wieder an. Die Ehemänner der inzwischen verheirateten Töchter traten in das Geschäft mit ein und so ging es wieder aufwärts. Einer der Brüder von Josef Plötz ließ nun Lastwagenweise das Peißenberger Bier nach München bringen, da er die vielen Baustellen im Westen der Stadt mit Lebensmittel, Brotzeiten und eben mit Bier versorgte. Das war auch die Zeit, als in der Brauerei die Kracherl abgefüllt wurden – weißes Limo, gelbes Limo und Brause.
1954 geschah dann ein denkwürdiges Ereignis. Der passionierte Jäger Josef Plötz erlegte an Michaeli (29.9.) gleich zwei Wildschweine mit nur einer Kugel. In Erinnerung daran wurden später dann ein dunkles Weizenbier „Schützenkönig“ und der legendäre Weizenbierbock „Doppelsau“ gebraut. Für die großen Bergfeste in den Jahren 1959, 1960 und 1961 wurde erstmals der „Knappentrunk“ eingebraut. – siehe unter unser Bier"
-1959 verstarb Josef Plötz. Seine Schwiegersöhne Franz Lengger als Braumeister und Leonhard Fischer als Kaufmann führten die Plötz-Bräu in die nächsten, für die Brauerei schwierigen Jahre. Einerseits war noch Wachstum da und die Brauerei platzte aus allen Nähten. Andererseits zeichnete sich schon ab, daß der Wettbewerb immer schwieriger wurde. Zudem zogen über dem Bergwerk Peißenberg schon dunkle Wolken auf und man munkelte bereits über eine künftige Schließung. 1971 war es dann so weit: Das Kohlenbergwerk Peißenberg fuhr die letzte Schicht. So wie die Brauerei mit dem Bergwerk wuchs, so kamen mit der Schließung des Bergwerks nun die Umsatzeinbrüche. Das 1966 in Betrieb genommene neue Sudhaus mit 100 hl Ausschlagmenge je Sud war das Schmuckstück der Brauerei. Die großzügige Kapazität konnte aber nie annähernd genutzt werden.
Anfang der 70er Jahre drängten immer mehr auswärtige Brauereien in den Heimatmarkt. Peißenberger Bier war immer schlechter abzusetzen. Es war die Zeit, in der sich der Markt veränderte. Heimische Produkte waren nicht mehr „in“. Die Zeiten, in denen die Jungen das Bier der Alten tranken, waren vorbei.
Großbrauereien waren damals unterwegs, um den Kleineren mit lukrativen Bierverträgen die Wirtekundschaft abzuwerben und letztlich sich auch viele kleinere und mittlere Landbrauereien ganz einzuverleiben. Die Senioren empfahlen damals den Jungen, aufzugeben und zu verkaufen. Aus der Fischerfamilie sind fünf Mädchen und zwei Buben hervorgegangen und die wollten die Brauerei jedoch weiterführen. Sohn Hans war vorgesehen die Brauerei als Braumeister zu führen und Franz sollte das kaufmännische leiten. Mit frischen Ideen und Engagement versuchte man gegen den Strom zu schwimmen. Leider nicht mit notwendigen Erfolg um wirtschaftlich bestehen zu können. 1985 stieg Braumeister Hans Fischer aus. Franz Fischer konnte sich damals noch nicht zum Aufgeben entschließen und versuchte mit Idealismus und Optimismus das Werk der Vorfahren weiterzuführen. Es gelang nicht. Weißbier Export hin, neuen Absatz im Osten erschließen her. Eigentlich wegweisende Innovationen konnten nicht finanziert werden, da die Brauerei schon seit 1974 von der Substanz lebte. So kam es, daß es 1992 nun doch zum Verkauf der Braustätte führte, die vorher noch umbenannt wurde in "Privatbrauhaus Peißenberg“. Der Käufer Ullrich Backeshoff hielt seine Versprechen und hochtrabenden Pläne nicht ein und übernahm sich mit seinen 3 Braustätten und Mineralbrunnen zwei Jahre später. Der Name Plötz-Bräu ist damit nicht betroffen - wohlweislich - und so kommt es nach 20 Jahren zu Plötz-Bräu². Das Thema Bier und der Plötz-Bräu mit seiner Familiengeschichte ließen Franz-Josef Fischer nie los. Nun geht die Geschichte der Brauerei Plötz im Kleinen weiter. Mit der Familie von Franz-J. Fischer gibt es wieder offiziell eine Brauerei mit der fast gleichen Größe der Braukessel wie Opa Josef Plötz 1920 in Peißenberg begann Weißbier zu brauen und vielleicht geht die Geschichte der Plötz Brauerei auch in der 4. und 5. Generation weiter – Opa und Oma Plötz würde es freuen.